Als Erste mit dabei, wenn es auf Festivals, Konzerte oder hinein in die legendären Glockenbacher Nächte ging – mein junges Ich stürzte sich gerne in das Leben. Auch beruflich probierte ich mich aus, zog zwei Ausbildungen durch, hatte aber nie ein Gefühl des Angekommen Seins.
Druck, Ansprüche und die Überholspur des Alltags – auf einmal wurde alles zu laut, zu viel, zu schnell. Mein Körper schickte erste Anzeichen, mehr nach innen zu blicken. Mit Mitte 20 zeigten sich die ersten Risse in Angstzuständen mit körperlichen Symptomen.
Aus diesem Tiefpunkt und der Verzweiflung fand ich fast keinen Ausweg. Die Covid-19-Pandemie war für mich Fluch und Segen: Zwar fiel der soziale Druck weg und durch das Arbeiten im Home-Office konnte ich trotz allem wenigstens meinen Job ausüben, gleichzeitig kam jedoch das Gefühl der Isolation erschwerend hinzu. Doch die Kämpferin in mir war nicht bereit, mich aufzugeben und ich begann den langwierigen Weg der Heilung.
Ich suchte einen Zirkel an Menschen und unterstützenden Tools, die mir aus dem Loch halfen: Verschiedene ineinandergreifende Therapien begleiteten mich dabei, meine mentalen und psychischen Struggles besser zu verstehen. Das Enduro fahren half mir als Kontrast, den Kopf freizubekommen – innerhalb einer Woche machte ich den Motorradführerschein.
Aber Yin Yoga war mein Rettungsanker, wenn gar nichts mehr ging. Auf der Matte kam ich mit allem besser klar und die wöchentliche Yogastunde bei Helga war oft mein einziger Lichtblick.
Schon während des Heilungsprozesses versprach ich einer Freundin, die mir versicherte, es würde wieder besser werden, während ich kein Licht am Ende des Tunnels sah: „Wenn ich hier jemals ansatzweise wieder rauskomme, dann teile ich offen meine Geschichte und versuche, andere mit meinen Erfahrungen zu unterstützen!“
Und es wurde besser – wenn auch mit Rückschlägen – Monat für Monat, Asana für Asana. Yin Yoga und Meditation halfen mir, Stück für Stück die gefühlt ausweglose Situation und die schwer zu ertragenden Gefühle auszuhalten.
2023 habe ich im Zuge eines Retreats mit Helga den Tapasyalayam Ashram von Ammaji besucht. Dort konnte ich das erste Mal ohne Alltagsstress realisieren, was die letzten Jahre passiert ist, wie viel ich geschafft habe und wie weit ich schon in meinem Heilungsprozess gekommen bin. Das erste Mal seit fast drei Jahren hatte ich dort wieder eine „normale“ Menstruation. Vor allem begann ich, meiner Intuition wieder zu vertrauen.
Auf dem Weg von Rishikesh nach Netala, war die Idee plötzlich glasklar: Ich mache ein Yoga Studio auf! Eingebettet in die ganzheitliche Philosophie des Dalai Lama, zitiert nach Ammaji, Swamini Pramananda „We are human beings, not human doers.“ Einen Ort, um vom Denken und Tun ins Fühlen und Sein zu kommen. Einen Ort, der in Zeiten zunehmender Spaltung das Verbindende, das Miteinander und das Mitgefühl in den Fokus rückt.
Nachdem diese Erkenntnis einmal da war, ging alles ganz leicht. Als sollte es genauso sein. Gegenüber meiner Wohnung stand das ehemalige Eastconnect Yoga Studio nach anderweitiger Zwischennutzung wieder zur Verfügung, als hätte es nur auf mich gewartet. Was für ein Timing!
Ich bekam die Zusage für den Mietvertrag problemlos, genauso wie den Kredit zum Start meiner Selbständigkeit. Alles war im Flow, die Vision ganz klar, die Unterstützung von meinem Freund Benni und guten Freund:innen kam als Rückenwind on top. Das alles erleichterte enorm die vielen Schritte, die Selbständigkeit mit sich bringt.
So hat sich eins nach dem anderen gefügt und es ist schon vor Eröffnung ein großartiges Netzwerk mit tollen Menschen entstanden.
Die Reise ist hier noch nicht zu Ende. Der Place to Be ist mein Neuanfang und Ergebnis der Heilung, die langsam vom innen ins Außen kommt. Während der Heilungsprozess noch anhält, kreiere ich mein “neues” Leben, das besser für mich funktioniert als mein altes.
Ich schaffe meine Plätze, um einfach zu Sein: meinen Rückzugsort auf dem Land, mein Yoga Studio in der Stadt. Hier lade ich Dich ein, wieder bei Dir selbst einzuchecken, mit allen Widersprüchen, die uns ausmachen und mit allem, was ist. Was auch immer Deine Geschichte ist.
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